Reisepass vorzeigen, Stempel drauf und durchgehen. Schon sind wir im Libanon. Ein ortskundiger mobiler Cityguide alias Taxi bringt uns ins Hotel. Stolz erzählt der Fahrer von den vielen Möglichkeiten die seine Heimat bietet: Alles, was das Shopping-Herz begehrt, Gaumenfreuden für kulinarischen Hochgenuss, angesagte Partys und romantische Spaziergänge an der Strandpromenade. Eine Schande, dass wir nur einen Tag bleiben und das nur wegen Fußball. Wir nehmen es mit Humor und er auch.
Die gut ausgebauten Straßen sind mit Palmen geschmückt. Ein Dschungel an protzigen Hochhäusern schießt links und rechts in die Höhe. Wie Edelstein schimmern Wolkenkratzer in der klaren Meeresluft. Mondän und protzig gibt sich diese moderne Großstadt in den Morgenstunden. Lediglich die kleinen gemauerten Schießhäuschen, die alle paar Meter unauffällig die Straßen säumen, trüben das Bild beim genauen Hinsehen. Nicht alle sind unbesetzt. Der Trubel einer Stadt dieser Größe fällt eher leise aus. Gemütlich und ruhig geht es auf den Straßen zu.
Der vertraute Duft des Mittelmeeres steigt uns in die Nase, als wir zwischen Scheichs, verschleierten Frauen in Burkas und sportlichen, bauchfreien Joggerinnen über die Strandpromenade Corniche schlendern. Eine mit feinen Kräutern verzierte Handtasche aus Teig zum Knabbern gibt es auf den Weg. Perfektes Handgepäck zerstört sich eben von selbst.
Auf den letzten Drücker schaffen wir es dank Hartnäckigkeit und sportlicher Eigenleistung beim Endspurt auch ein Stadion zu finden, in dem ein Fußballspiel stattfindet. Der Länderpunkt ist gesichert und somit auch ein entspannter Abend.
Wir verzichten auf ein Taxi, das uns kostengünstig und schnell zurück in die Innenstadt bringen würde, sondern erkunden die Straßen frei nach Goethe: “Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen”. Das warme Licht der untergehenden Sonne verleiht den Fronten der imposanten Hochhäuser einen goldenen Glanz. Doch der schöne Schein kann trügen. Viele der Bauten stehen seit langem leer, wurden nicht bezogen, nie fertig gestellt. Kleine Baracken zum Abriss bereit verstecken sich im Getümmel der Bauriesen, umzäunt von Stacheldraht. Kontraste, die nur auf den zweiten Blick sichtbar werden.
Wir lassen es uns nicht nehmen, ein paar kitschige Sunset-Bilder von den Pigeon Rocks zu knipsen und barfuß über den Strand zu schlendern.
Auf die Suche nach einem kleinen Imbiss streuen wir über die Fußgängerzone an den eleganten Boutiquen vorbei in eine Parallelstraße, wo wir schnell fündig werden. Der Besitzer des Lokals spricht uns in einem hervorragenden Deutsch an und erzählt, dass er einige Jahre in Berlin gelebt hat. Es gibt traditionell gefüllte Teigtaschen mit einer weißen, schmackhaften Soße.
Eine Seitengasse weiter finden wir den perfekten Ort, um den Abend ausklingen zu lassen: Q.Hamra. Eine kleine Bar mit fairen Preisen, ständigem Nachschub, guter Musik und einem klaren Motto: Drink More For Your Safety! Wir leisten keinen Widerstand, denn Sicherheit geht vor.