Mazedoniens Hauptstadt wirkt wie eine große Kulisse für ein antikes Theaterstück. Wir nehmen Platz in der ersten Reihe im Restaurant Dion mit bestem Blick auf die Promenade und beobachten das gemächliche Treiben am Fluss Vardar.
Für die Uraufführung von „Projekt Skopje 2014“ erstrahlt die Stadt im neuen Glanz. Sozialistische Bausünden, Krieg und die totale Zerstörung durch das Erdbeben 1963 – Die Vergangenheit wird hinter einer großflächigen, neoklassizistischen Fassade aus heroischen Prunkbauten und Monumenten versteckt. Geschichte wird im Zeitraffer neu geschrieben. Sie erzählt von großen Taten Alexanders des Großen.
Pünktlich zu unserer Ankunft poppt Skopje auch in den aktuellen Nachrichten auf: „Brite mit Verdacht auf Ebola in Mazedonien gestorben“. Der Vorhang der wohligen Sicherheit fällt schnell, wenn eine Schlagzeile aus der Ferne der Medien in unmittelbare Nähe rückt. Statistiken und graue Theorie weichen profanen Fragen, als mir der Kellner ein kühles Skopsko serviert: Hat er vorher noch von meinem Becherchen getrunken? Hat er von meinem Tellerchen gegessen?
Auf der Suche nach einem Supermarkt sehen wir Kameraleute und ein kleines Team an Reportern vor einem Café. Daneben ein Krankenwagen. Zwei Polizisten sitzen im kleinen Wintergarten und schlürfen Cappuccino… Der Blick auf die Aufschrift des Gebäudes gibt uns schnell Auskunft: Hotel „Super 8“. Das unter Quarantäne stehende Gebäude ist nur wenige Meter von unserer eigenen Unterkunft entfernt und ganz und gar nicht so großspurig abgeriegelt, wie berichtet wird. Etwas mulmig wird einem ja schon. Man hätte auch locker unter den Gästen sein können, die das Haus bis zum endgültigen medizinischen Befund nicht verlassen dürfen…
Auf der anderen Seite der Steinbrücke verlassen wir die nagelneue Antike und kommen im Orient an. Wir schlendern durch die kleinen Gassen des alten Basars „Stara Charshija“ und genießen zwischen den bunten Marktständen auf dem Bit-Pazar den Geruch von orientalischen Gewürzen und gegrilltem Fleisch, der uns in die Nasen steigt. Balkan-Charme hinter den Fassaden.
Langsam versinkt die Sonne hinter dem Hausberg Vodno und taucht die Stadt in ein warmes Gold. Am Ende des Tages erliegen wir der verführerischen Grillplatte und stoßen auf die Ebola-Entwarnung an. Na sdravye!