Die portugiesischen Wurzeln aus der Kolonialzeit verstecken sich etwas hinter schillernden Weihnachtslichtern und bunten Girlanden, die auch noch Anfang Januar die Fußgängerzone schmücken. Übergroße chinesische Schriftzüge strahlen von den Leuchtreklamen hinunter und erhellen die Straßenzüge in quietschig-bunten Farben. Ein Einkaufsparadies, das keine Wünsche offen lässt. Die Altstadt um den zentralen Platz Largo do Senado herum besticht dennoch durch portugiesischen Charme. Straßenpflaster im Wellenmuster zieren den Boden und führen den Besucher an vornehmen, pastellfarbenen Kolonialhäusern vorbei zum Fuße der Ruine von St. Paul.
Unzählige Souvenierstände sollen die Besucher in den Shoppingwahn ziehen. Mit Waffelröllchen und Keksen werden vorbeiziehende Passanten in kleine Feingebackläden gelockt. „Knusper knusper knäuschen… kauft in unserem Häuschen!“ Als gäbe es kein Morgen drängen sich chinesische Touristen in die Läden und kaufen kiloweise diverse süße Backerzeugnisse und kandierte Früchte. So kann man dem alljährlichen Weihnachtsplätzchenüberdruss auch in Asien nicht entkommen. Vielleicht sollen diese kleinen chinesischen Kekse ja auch großes Glück bringen?
Zwischen kross gebratener Schweinehaut und Schwindel erregenden Baugerüsten aus Bambus erhebt sich majestätisch das Lisboa Casino. Etwas verunsichert ob unserer eher legeren Kleidung betreten wir fast schon ehrfürchtig und voller Spannung den Vorraum. Was erwartet uns in den Hallen der Fortuna? Asiatische James Bond Typen im Anzug und Lackschuhen, die langsam an ihrem Martini nippen ehe sie ohne die Miene zu verziehen alles auf schwarz setzen? Die hellen Deckenstrahler offenbaren schnell ein eher tristes Bild der Realität. Zielsicher strömen ganze Scharen einfacher Menschen in schlabbrigen T-Shirts, Shorts und ausgelatschten Schlappen an uns vorbei. Zielsicher und mit stumpfem Blick verteilen sich alle an diversen billig blinkenden Automaten, wo sie ihr hart verdientes Geld verprassen.
Unweit der Kathedrale St. Paul zerläuft sich das mediterrane Flair der kolonialen Straßenzüge in einen wuseligen Markt. In engen Gassen verkaufen kleine, offene Läden allerlei traditionelle chinesische Gaumenfreuden. Getrocknetes Fleisch und Meeresfrüchte, Pilze, Nudeln und Reis stapeln sich in Säcken auf dem Boden. In den Regalen lagern in großen Gläsern kräuselige Knabbereien neben fernöstlicher Medizin. Aus den Garküchen steigt der Duft von dampfenden Dim-Sum-Teigtaschen und Nudelsuppen in die Nase. Es riecht nach gebratener Ente, Kräutern und Gewürzen. In zahlreichen Bäckereien verführen die macanesischen Eierkuchen, pstéis de nata, zu einem cremigen Nachtisch.
Bom apetite, 吃好喝好 und guten Appetit!